Der vergangene Samstag begann sehr regnerisch. Doch pünktlich, kurz vor Veranstaltungsbeginn, lockte die Sonne eine stattliche Anzahl an Interessierten an den “Weinberg”. Unser vereinseigener Fachwart Thomas Wagenblast führte uns in die Kunst des Obstbaumschnitts ein. Dabei begann er an der Basis, dem Grundstock eines jeden Baumes. Ein einjähriger Sämling wird mit den gewünschten Reisern veredelt. Diese Verbindung wird mit Bast und Wachs fixiert. Nun darf der Baum wachsen. Diese Unterlage ist für den Erfolg einer Sorte maßgeblich. So wird z.B. auf dem Sämling des Bittenfelders bei einer 1. Veredelung eine stammbildende Sorte und bei der 2. Veredelung die gewünschte Sorte aufgebracht. Um Leit-Äste zu ziehen wird der Trieb auf ca. 160 cm eingekürzt, in dem darauf geachtet wird, dass in jede Himmelsrichtung ein Leit-Ast wachsen kann. Störende Knospen werden entfernt. Viele Blattknospen stellen eine Wachstumsbremse dar und werden deshalb bei 2jährigen Bäumen teilweise entfernt. Er soll noch gut wurzeln und wachsen. Soll dem Baum/Zweig eine Wuchsrichtung gegeben werden, so sind die Blattknospen zu entfernen. Es ist die kleinstmögliche Wunde, die dem Baum zugefügt werden kann. Sie macht eine gezielte Wuchs-Führung möglich. Um eine breite Krone, Licht und Luft in den Baum zu bringen wird der Kniff mit dem Umkehrauge angewendet. D.h.: die 1. Knospe des Zweiges zeigt nach innen (wächst also nach oben und gibt Schatten) und die 2. Knospe nach außen (wächst stärker, denn er möchte ans Licht). Mindestens drei nachfolgende Knospen werden entfernt. Dabei ist mit Blick auf den Ernteertrag immer zu bedenken, dass waagerecht wachsende Triebe Blütenknospen anlegen und Früchte tragen. Senkrechte Triebe wachsen und haben Blattknospen. Werden Zweige in die waagerechte gebunden, so sind die Knospen am Scheitelpunkt zu entfernen. Neben dem kompetenten, anschaulichen Schnitt der Bäume gab es noch Tipps zur Düngung. So ist die Baumscheibe in den ersten Jahren nach der Pflanzung von Graswuchs freizuhalten, denn das würde Kräfte abziehen. Bei der Pflanzung kann, je nach Bodenqualität, mit Hornmehl, später mit Hornspänen oder mit Blaukorn gedüngt werden. Auch Mulchen ist Düngung. Grasschnitt auf der Baumscheibe ist Düngung und lässt den Boden nicht so schnell austrocknen. Eine wichtige Erkenntnis nehmen wir alle von dieser Veranstaltung noch mit: Regelmäßig gepflegte Bäume sind aktive Bäume! Solche sind z.B. nicht für Misteln anfällig. Sollte dieser Schmarotzer sich trotzdem zeigen, so muss er frühzeitig und großzügig ins Holz entfernt werden.
Nach einer lehrreichen und informativen Veranstaltung stand man noch bei köstlichem Kuchen und leckeren, hochprozentigeren Köstlichkeiten zum Austausch beieinander.
Herzlichen Dank allen Teilnehmern dieser Veranstaltung und ganz besonders unserem Fachwart Thomas Wagenblast für sein Engagement.